Kaninchen Vergesellschaftung: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung

Auch wenn Kaninchen sehr soziale Tiere sind, bedeutet das nicht, dass sich alle Tier automatisch miteinander verstehen.

Ganz im Gegenteil!

Um eine homogene Gruppe von Kaninchen zu schaffen, solltest du die Tiere richtig aneinander gewöhnen.

Wie eine Vergesellschaftung von Kaninchen im Idealfall abläuft, welche häufigen Fehler gemacht werden und wie du die einzelnen Schritte richtig strukturierst, erfährst du in diesem Beitrag.

Warum ist geplante Vergesellschaftung bei Kaninchen so wichtig?

Kaninchen sollten immer wenigstens zu zweit, besser zu dritt gehalten werden.

Verstirbt eines der Tiere, musst du daher ein neues Kaninchen vergesellschaften. Dies sollte schrittweise erfolgen, damit keine Aggressionen auftreten und es zu Verletzungen kommt.

Zudem kannst du dabei feststellen, ob die Tiere zueinander passen.

Nicht jedes Kaninchen fühlt sich in jeder Zusammenstellung einer Gruppe oder eines Paares wohl. Zudem sind die Tiere territorial und fühlen sich leicht bedroht. Hierdurch kann es zu Kämpfen kommen, die mit dem Risiko ernsthafter Verletzungen einhergehen und die Kaninchen zusätzlich stressen.

Auch wenn diese Konflikte ausbleiben, kann eine fehlende Vergesellschaftung zu Stress führen.

Dieser kann wiederum eine nachteilige Wirkung auf das Immunsystem haben und steigert das Risiko für Erkrankungen.

Geh daher sowohl bei der Auswahl eines passenden Kaninchens als auch bei der Gewöhnung aneinander behutsam vor!

Die folgende Anleitung kann dir dabei helfen, alles so angenehm und ruhig wie möglich zu gestalten.

Vorbereitungen für die Vergesellschaftung von Kaninchen

Wenn du Kaninchen miteinander vergesellschaften möchtest, um sie artgerecht zu halten, solltest du bereits vor dem ersten Zusammenführen optimale Voraussetzungen schaffen.

Du benötigst hierfür separate Käfige, sodass sich die Tiere zunächst aus der Entfernung und gesichert beobachten und sich gegenseitig riechen können. Denk dabei an eine doppelte Ausstattung an Trinkflaschen, Heuraufe und Schlafhaus sowie den anfangs größeren Bedarf an Einstreu.

Zudem sollte die Zusammenführung an einem möglichst ruhigen, neutralen Ort erfolgen.

Dadurch werden sich die Tiere nicht territorial verhalten und der Stress wird reduziert. Nutze also am besten ein Zimmer oder einen Bereich im Garten, der deinen schon vorhandenen Tieren noch unbekannt ist oder selten besucht wird.

Größe und Gewicht

Bedenke weiterhin bereits bei der Auswahl der neuen Kaninchen, ob sie zu deinen Tieren passen.

Hast du etwa einen Farbenzwerg und möchtest einen Deutschen Riesen dazu setzen, ist das Risiko für Verletzungen erhöht.

Deutsche Riesen sind an sich zwar ruhig und friedfertig, aber allein aufgrund ihrer Größe und des Gewichts körperlich dem Farbenzwerg weit überlegen.

Geschlecht

Weibchen und Männchen als Paar vertragen sich in der Regel besser und schneller als gleichgeschlechtliche Tiere.

In jedem Fall sollten die Kaninchen kastriert sein, damit sie keinen unerwünschten Nachwuchs zeugen können und ruhiger sind.

Alter

Ein weiterer Faktor bei der Auswahl ist das Alter.

Gleichaltrige Kaninchen vertragen sich oftmals schneller und besser. Je jünger sie bei der Vergesellschaftung sind, umso einfacher verläuft diese. Wird ein Baby zu einem älteren Tier gesetzt, wird dieses oftmals auch gut angenommen.

Ein potenzielles Problem ist es aber, wenn das jüngere Kaninchen geschlechtsreif und damit aktiver und dominanter wird. Es können Aggressionen auftreten.

Hinzu kommt, dass sich Tiere mit einem sehr großen Altersunterschied auf Dauer häufig nicht gut verstehen.

Wähle daher für deinen Kaninchen-Senioren lieber ein ähnlich altes Tier aus dem Tierheim oder ein Individuum, das abgegeben wurde.

Auch ein Züchter kann dir weiterhelfen, wenn etwa Tiere vorhanden sind, die keinen weiteren Nachwuchs zeugen sollen und somit aus der Zucht genommen werden.

Charakter

Nicht zuletzt spielt auch der Charakter eine Rolle. Sehr aktive und dominante Tiere können ruhigere Kaninchen schnell so sehr stressen, dass diese nicht mehr fressen und trinken, krank werden oder sich sehr scheu verhalten.

Bei Kaninchenbabys ist natürlich noch nicht abschätzbar, wie sie sich entwickeln.

Im Falle von älteren Tieren solltest du jedoch den Vorbesitzer fragen sofern möglich oder das Kaninchen vor der Vergesellschaftung gut beobachten.

Wo sollte die Vergesellschaftung ablaufen?

In der reinen Wohnungshaltung solltest du einen Raum wählen, den deine Kaninchen noch nicht gut kennen. Haben sie beispielsweise immer im Wohnzimmer Freilauf und steht dort auch der Käfig, bieten sich Küche, Bad oder Arbeitszimmer an.

Auf diese Weise betrachten die bereits vorhandenen Tiere den Bereich nicht als ihr Territorium und verteidigen dieses auch nicht. Das entspannt die Situation.

Im Garten solltest du ähnlich vorgehen: Wähle auch hier einen Abschnitt, den deine Tiere noch nicht markiert und somit Besitzansprüche angezeigt haben.

Unser Tipp: Falls das nicht möglich sein sollte, weil der Platz in der Wohnung fehlt oder deine Tiere im Freilauf überall hingelangen, kannst du die Käfige zunächst längere Zeit aneinander stellen. Auf diese Weise gewöhnen sie sich aneinander.

Vergesellschaftung von Kaninchen – Schritt für Schritt

Hast du die passenden Vorkehrungen getroffen, beginnt die Vergesellschaftung.

Dabei gehst du in kleinen Schritten vor, um das Risiko für Verletzungen und Stress gering zu halten.

Schritt 1: Das Kennenlernen

Um sich kennenzulernen, sollten sich die Tiere anfangs sehen, hören und riechen aber nicht berühren können.

Das wird am besten mit zwei separaten Käfigen oder aber mit abgegrenzten Bereichen im Garten erreicht.

Bei sehr jungen Tieren reichen in der Regel einige Tage. Bei älteren Kaninchen solltest du wenigstens eine Woche abwarten, bevor du zum nächsten Schritt übergehst.

Schritt 2: Die Geruchsprobe

Wenn sich die Tiere beobachten, und zwar neugierig aber weder aggressiv noch gestresst sind, kannst du den Kontakt etwas direkter gestalten.

Entweder schiebst du die Käfige näher aneinander oder aber du tauschst Spielzeug, Einstreu und Schlafhäuser aus.

Hierdurch können die Kaninchen sich bereits beschnüffeln und so noch direkter aneinander gewöhnen. Sie sind damit also nicht mehr vollkommen fremd.

Schritt 3: Erster gemeinsamer Freilauf

Wenn du keinerlei Aggressionen bei den Tieren beobachtest, wird es Zeit für den ersten Freilauf.

Gib deinen Kaninchen so viel Platz wie möglich, stelle Schlafhäuser oder Kartons, Spielzeug, Futter und Wasser an verschiedenen Stellen zur Verfügung.

Hierdurch können sich die Tiere zunächst ausweichen und beschäftigten aber auch miteinander agieren.

Bei den ersten gemeinsamen Freiläufen musst du durchgängig anwesend bleiben. Lass die Kaninchen nicht unbeobachtet und alle zeitgleich aus den Käfigen.

Zudem solltest du sicherheitshalber Arbeitshandschuhe tragen. Denn sollte es zu einem Kampf kommen, musst du die Kaninchen umgehend voneinander trennen. Durch ihre Zähne und Krallen kann es jedoch auch bei dir zu Verletzungen kommen.

Sollte ein solcher Konflikt entstehen, trenne die Tiere umgehend und bring sie wieder in separate Bereiche oder Käfige. Versuche es frühestens einen Tag später, sie wieder zueinander zu lassen.

Schritt 4: Käfige besuchen

Funktioniert das gemeinsame Interagieren gut, darfst du die Käfige offenlassen. Bestenfalls schauen sich die Kaninchen jeweils die Unterkunft des anderen an, ohne, dass es zu Konflikten kommt.

Dennoch solltest du sie für die nächsten Tage weiterhin über Nacht oder wenn du sie nicht beobachten kannst, getrennt halten. Das reduziert das Risiko für Kämpfe und Verletzungen.

Tipp: Wenn du mehrere Tiere miteinander vergesellschaften möchtest, kann die Situation schnell unübersichtlich werden und verschiedene Kaninchen können beginnen zu kämpfen. Am besten ist es daher, wenn wenigstens ein weiterer Helfer zur Verfügung steht, der ebenfalls sofort eingreifen kann.

Schritt 5: Das neue Zuhause

Da du deine Tiere mit Sicherheit nicht auf Dauer separat halten möchtest, muss zum Abschluss das Zusammenziehen erfolgen.

Dies ist bei jeder Vergesellschaftung in Hinblick auf die Dauer individuell verschieden: Manche Kaninchen gewöhnen sich rasch aneinander und nutzen von sich aus nur noch einen gemeinsamen Käfig, wenn sie im Freilauf fertig sind. Andere benötigen hingegen mehrere Wochen, um sich im Freien zu beschnuppern und aneinander zu gewöhnen.

In beiden Fällen solltest du den Käfig einer gründlichen Reinigung unterziehen und bedenken, dass mehr Futter und Wasser an verschiedenen Stellen zur Verfügung stehen muss.

Wann ist die Vergesellschaftung geglückt?

In den ersten Versuchen der Zusammenführung sollten sich die Tiere gegenseitig beschnuppern und Interesse aneinander zeigen.

Sie werden sich hinterherlaufen, sollten sich aber nicht jagen.

Es ist vollkommen normal, dass sich ein Tier erst einmal duckt oder flach auf den Boden drückt. Es hat Angst und ist unsicher, signalisiert damit Unterwürfigkeit und schützt sich.

Das sollte jedoch nicht dauerhaft der Fall sein.

Die Zusammenführung ist geglückt, wenn alle Kaninchen sich frei und angstlos bewegen, nebeneinander fressen und trinken.

Kommt es hingegen noch zu Knurren, Jagen oder sogar zu Kämpfen, ist die Gewöhnung noch nicht abgeschlossen und die Kaninchen dürfen keinesfalls in einen gemeinsamen Käfig oder Stall. Denn auf dem begrenzten Raum kann das unterlegene Tier nicht mehr flüchten oder sich zurückziehen.

5 wichtige Tipps für eine erfolgreiche Vergesellschaftung

Bei der Vergesellschaftung von Kaninchen musst du viele verschiedene Faktoren beachten.

Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich ein Tier erst einmal an dich und das neue Zuhause gewöhnen muss.

#1: Überstürze nichts

Gehe daher wirklich langsam vor und lass jedem Kaninchen Zeit, sich zuerst im neuen Umfeld zurechtzufinden, bevor es weitere Artgenossen kennenlernt.

Dafür benötigt es:

  • einen ruhigen Platz
  • Rückzugsmöglichkeiten
  • Gelegenheit, den normalen Alltag bei dir zu erleben

#2: Zeit geben

Bedränge das Tier zudem nicht, sondern locke es an dich heran.

Das funktioniert beispielsweise über besondere Leckerlis wie einzelne Beeren oder Apfelstücke. Gönne dem Kaninchen von Anfang an einzeln und gesichert Freilauf, damit er sich einfinden kann und nicht nur mangelnde Bewegung gestresst ist.

#3: Futterstellen annähern

Unser nächster Tipp lautet, die Futterstellen bei den Tieren allmählich aneinander zu legen.

Grünfutter oder Heu kannst du zunächst separat anbieten. Auf diese Weise können sich die Tiere ausweichen.

Wenn das Futter jedoch immer näher aneinander angeboten wird und sich die Kaninchen so an das gemeinsame Fressen gewöhnen, sinkt oftmals das Konkurrenzdenken.

#4: Gemeinsames Spielen und Lernen

Wenn du die Kaninchen mit Leckerlis zu dir lockst, ziehst du den Fokus auf dich.

Die bereits vorhandenen Tiere merken dabei, dass sie nicht vernachlässigt werden und dich immer noch als Bezugsperson haben.

Die neuen Kaninchen können sie so noch besser an dich gewöhnen und werden direkt als Teil der Gruppe eingeführt. Es verbindet also sowohl dich als auch die Tiere.

#5: Einzelzeit nicht vernachlässigen

Last but not least: Verbringe auch Einzelzeit mit den Kaninchen.

Streicheln, Pflegen und Beschäftigung sind für jedes Tier wichtig. Je besser sie ausgelastet sind, umso verträglicher sind sie auch.

Häufig gestellte Fragen

Was passiert bei der Vergesellschaftung nachts?

In der ersten Zeit solltest du nachts oder wenn du nicht aufpassen kannst, weiterhin getrennte Käfige haben. Auf diese Weise werden Verletzungen vermieden.

Sobald die Kaninchen aber offensichtlich die gegenseitige Nähe suchen, dürfen sie auch in einer Unterkunft schlafen.

Wie lange dauert die Vergesellschaftung?

Darauf gibt es keine pauschale Antwort.

Manche Kaninchen sind vom ersten Tag an gut verträglich und suchen die Nähe des anderen. Bei anderen musst du mit mehreren Wochen rechnen.

Was tun, wenn die Vergesellschaftung nicht klappt?

In diesem Fall hast du nur drei Möglichkeiten. Du kannst die Tiere entweder getrennt halten, was auf Dauer jedoch einen recht hohen Aufwand darstellt, oder du vermittelst das neue Kaninchen in ein anderes Zuhause.

Alternativ kannst du auch einen im Umgang mit Kaninchen erfahrenen Helfer hinzuholen. Denn in einigen Fällen reichen bereits leichte Änderungen oder mehr Geduld aus, um die Situation für alle Tiere zu verbessern.

Wie alt sollten Kaninchen für die Vergesellschaftung sein?

Am besten ist es, wenn die Kaninchen alle bereits geimpft und kastriert sind. Genaue Altersgrenzen gibt es hierfür jedoch nicht. Bei jüngeren Tieren kann es etwas schneller gehen als bei älteren Kaninchen. Eine Garantie gibt es dafür jedoch nicht.

Wie viele Kaninchen kann man zusammenhalten?

Das Mindestmaß ist zwei, besser noch drei Tiere. Es dürfen allerdings einige Faktoren nicht vernachlässigt werden. Bei diesen handelt es sich um:

  • ausreichend Platz für jedes Kaninchen
  • genug Zeit für die Pflege und Beschäftigung
  • entsprechende finanzielle Ressourcen für Futter, Wasser, Einstreu, Unterkunft und medizinische Versorgung

Wenn du all diese Kriterien berücksichtigst, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Vergesellschaftung und ein glückliches Zusammenleben sehr gut. Eine Garantie gibt es jedoch nicht.

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