Das Thema „Kaninchen impfen“ führt immer wieder zu Diskussionen und ist auch in der Fachpresse durchaus umstritten.
Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, haben wir in diesem Beitrag die wichtigsten Fragen zu diesem Thema gestellt und anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse für dich beantwortet.
Das Ergebnis?
Während einige Impfungen für Kaninchen nicht zwingend erforderlich sind, gibt es zwei, die du auf keinen Fall vernachlässigen solltest.
Welche das sind, erfährst du jetzt.
Kaninchen impfen: Ja oder nein?
Kaninchen sollten in jedem Fall über einen Impfschutz verfügen, der sie vor potenziell tödlichen Erkrankungen bewahrt.
Das gilt sowohl für die Außenhaltung, wie auch bei reiner Wohnungshaltung, denn die Erreger für bestimmte Infektionen können auch durch Mücken übertragen werden.
Dennoch gibt es bei den Immunisierungen und den verschiedenen Krankheiten entsprechende Unterschiede, sodass nicht jede Impfung in jedem Fall sinnvoll ist.
Du solltest daher im Vorfeld einige Faktoren berücksichtigen, um die beste Entscheidung zu treffen.
Zu diesen gehören:
- Alter
- Haltung
- allgemeiner Gesundheitszustand
- vorbeugende Möglichkeiten
- Art der Impfung
Bei drei Kaninchen in hygienischer Wohnungshaltung bestehen geringere Risiken als bei einem Besatz von 20 Tieren in Stallhaltung. Bei Vorerkrankungen sind einige Gefahren ebenfalls erhöht.
Welche Impfungen sind sinnvoll?
Unbedingt notwendig sind die Impfungen gegen Myxomatose und RHD.
Was ist Myxomatose?
Bei Myxomatose handelt es sich um eine Viruserkrankung, die beispielsweise durch Wildkaninchen übertragen werden kann.
Übertragungswege schließen also unter anderem Grünfutter und Heu ein.
Hauptsächlich zeigen sich jedoch Mücken und Stechfliegen dafür verantwortlich.
Die Krankheit verläuft oftmals tödlich und ist hochansteckend.
Da Mücken und Stechfliegen nicht nur im Kaninchen-Außengehege oder einem Stall auftreten, sondern ebenso auch in der Wohnung vorkommen können und es keinen hochwertigen Schutz dagegen gibt, ist eine Impfung unbedingt erforderlich.
Die Infektion deutet sich durch Apathie, Appetitlosigkeit und eine geringe Flüssigkeitsaufnahme an. In der Folge können erhebliche Schwellungen der Schleimhäute auftreten.
Davon betroffen sind also vor allem:
- Augen
- Nase
- Mund
- Genitalbereich
Was ist RHD?
RHD ist ebenfalls ein Virus und löst eine Infektion aus.
Die Erkrankung wird auch als Chinaseuche bezeichnet. Sie verläuft oftmals tödlich und ist tückisch. Denn die Ansteckung bleibt meist lange Zeit unbemerkt.
Apathie und Appetitlosigkeit können in Verbindung mit Fieber auftreten.
Direkte äußerliche Anzeichen existieren nicht.
Ebenso wie bei Myxomatose, die auch unter Kaninchenpest bekannt ist, sind die Übertragungswege ausgehend von Wildkaninchen, Futter, Heu und Stechmücken.
Eine sichere Vorbeugung in der reinen Wohnungshaltung ist daher nicht möglich. Aus diesem Grund musst du deine Tiere dagegen impfen.
Bei Kaninchen, die die Erkrankung überleben, ist zudem weiterhin eine Ansteckungsgefahr für andere Artgenossen gegeben.
Weitere potenzielle Risikokrankheiten
Zwei weitere Erkrankungen, die für Kaninchen schnell tödlich sein können, sind Kaninchenschnupfen und Clostridien.
Impfungen gegen diese Krankheiten sind möglich, die jeweiligen Impfstoffe sind jedoch nicht in Deutschland zugelassen. Es lohnt sich für dich und deine Tiere dennoch, immer wieder beim Tierarzt nachzufragen.
Denn die rechtlichen Bestimmungen können sich ändern, sodass entsprechende Mittel doch infrage kommen können, wenn sich eine Impfung aufgrund der Haltung oder des gesamten Gesundheitszustandes deines Kaninchens empfiehlt.
Wie fallen die Kosten einer Kaninchen-Impfung aus?
Das ist abhängig von dem gewählten Impfstoff und dem Satz, den der Tierarzt ansetzt.
Geregelt sind die Gebühren für Impfungen ebenso wie für andere Behandlungen in der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Dem Tierarzt steht es jedoch frei, den einfachen, zweifachen oder dreifachen Satz anzuwenden.
Bei einer normalen Impfung zu den gewöhnlichen Öffnungszeiten handelt es sich meist um den einfachen Satz und damit um etwa 15 Euro pro Impfung, pro Tier.
Die Kosten können jedoch auch auf 45 Euro und mehr steigen, wenn etwa zuvor noch Untersuchungen notwendig sind, die Behandlung außerhalb der normalen Sprechzeiten erfolgt oder sie sich aus anderen Gründen besonders schwierig gestaltet.
Hinzu kommt, dass der Impfstoff einzeln oder in Kombination verabreicht werden kann.
Welche Variante besser ist, hängt von der Konstitution des Kaninchens ab.
Tendenziell sind die Kosten jedoch auf weniger als 50 Euro begrenzt und damit deutlich günstiger als die Behandlung einer ausgebrochenen Erkrankung.
Welche Nebenwirkungen können beim Impfen auftreten?
Impfungen können, wie jedes andere Medikament beziehungsweise medizinische Mittel, Nebenwirkungen aufweisen.
Zu diesen gehören unter anderem:
- Abgeschlagenheit / Apathie
- Appetitlosigkeit
- Fieber
- Schwellungen
- Rötungen
- Schmerzen
Bei Impfungen mit Lebenderregern kann es zudem genau zu den Symptomen kommen, die bei der jeweiligen Krankheit auftreten.
Vor allem bei dem gefürchteten Kaninchenschnupfen kann die Impfung sogar eine Infektion auslösen.
Daher sind vorbereitende Maßnahmen sinnvoll, bevor eine Immunisierung erfolgt.
Was ist vor einer Impfung zu berücksichtigen?
Kaninchen mit einem stark geschwächten Immunsystem und einer Vorerkrankung sollten zunächst nicht geimpft, sondern auf die Impfung vorbereitet werden.
Hierzu gehört das Kontrollieren der Körpertemperatur, des Gewichts und des Kots sowie gegebenenfalls eine Blutuntersuchung, wenn bereits bekannte Probleme bestehen.
Ein Wurmbefall sollte vor der Impfung dringend ausgeschlossen werden.
Hierzu eignen sich eine Kotuntersuchung nach dem Sammeln der Ausscheidungen über drei Tage hinweg und eine frische Probe. Anderenfalls sollte vorsichtshalber eine Wurmkur durchgeführt werden.
Dabei ist ein zeitlicher Abstand einzuhalten, sodass sich der Darm entsprechend erholen kann.
Meist reicht eine Woche vor der Impfung hierfür aus.
Häufig gestellte Fragen
Core und Non-Core-Impfungen – was ist der Unterschied?
Bei den Core-Impfungen handelt es sich um die zwei Immunisierungen, die jedes Kaninchen erhalten sollte: Myxomatose und RHD.
Alle weiteren möglichen Impfungen fallen unter Non-Core-Impfungen.
Ab wann darfst du Kaninchen impfen lassen?
Die erste Immunisierung erfolgt im Idealfall zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche.
Sie sollte also dann durchgeführt werden, wenn die Tiere sich noch bei ihrer Mutter befinden. Danach gilt, dass die Kaninchen so schnell wie möglich geimpft werden sollten, wenn dies beim Züchter oder in der Zoohandlung noch nicht geschehen ist.
Beachte dabei wiederum, dass eine vorherige Entwurmung und Untersuchung erforderlich ist, um den Organismus des Kaninchens nicht unnötig zu belasten.
Sind Kaninchen aus der Zoohandlung bereits geimpft?
Einige Kaninchen sind bereits geimpft, andere nicht.
Verlange daher immer einen zum Tier gehörigen Impfausweis. Ist dieser nicht vorhanden, musst du selbst so bald als möglich einen Tierarzt aufsuchen und die Immunisierung nachholen lassen.
Zudem solltest du neue, ungeimpfte Kaninchen nicht direkt zu bereits vorhandenen Haustieren setzen. Da sie Überträger gewisser Krankheiten sein oder sich anstecken könnten, ist eine Quarantäne sinnvoll.
Während dieser Zeit kann sich dein Neuzugang bereits an das neue Zuhause gewöhnen. Du solltest dabei jedoch strikte Hygieneregeln einhalten, direkten Kontakt vermeiden und sofort nach oder wenn möglich sogar vor dem Kauf einen Termin beim Tierarzt vereinbaren.
Kann man Kaninchen ohne Impfung draußen halten?
Weder in der Wohnung noch im Garten sollten Kaninchen ohne Impfung gehalten werden.
In der Außenhaltung ist das Risiko um ein Vielfaches erhöht.
Bei gesammeltem Grünfutter, durch Mücken oder selbst durch Schuhwerk und Kleidung können Erreger übertragen werden, die Krankheiten auslösen.
Ebenfalls stellen neu dazugekommene Kaninchen und andere Haustiere eine Gefahr dar.
Wie oft müssen Kaninchen geimpft werden?
Die Grundimmunisierung erfolgt nacheinander im Abstand von zwei Wochen. Danach sind die Abstände von dem jeweiligen Impfstoff abhängig.
Eine grobe Orientierung ist ein Jahr.
Die Dauer sollte nicht überschritten werden.
In jedem Fall solltest du dich nach der Impfung bei dem betreffenden Tierarzt über die erforderliche Auffrischung erkundigen. Eine Erinnerung auf dem Impfausweis hilft dabei, die Zeit nicht zu überschreiten und somit das Maß an Sicherheit zu erhöhen.
Welchen Nachweis gibt es für Impfungen bei Kaninchen?
Ebenso wie bei Hunden, Katzen und Menschen wird für Kaninchen ein Impfausweis ausgestellt.
Dieser enthält:
- den Namen des Tieres
- eine Beschreibung der Fellfarbe
- das Geburtsdatum, sofern bekannt
- die Rasse
- Name und Adresse des Halters
- Name des Impfstoffs beziehungsweise der Impfstoffe
- Datum der Impfungen
Dieser muss auch dann vorgezeigt werden, wenn du dein Kaninchen beispielsweise auf einer Ausstellung präsentieren möchtest, was unter anderem für die Zucht erforderlich sein kann.
Ist eine Nachsorge im Anschluss an Impfungen notwendig?
Das kommt auf die Auswirkungen des Impfstoffs an. Diese können bei jedem Tier unterschiedlich ausfallen.
Vermeide es an den ersten Tagen nach der Injektion, den Bereich zu berühren, in dem die Impfung erfolgte. Denn die Einstichstelle kann empfindlich und schmerzhaft sein.
Mute deinem Tier zudem keinen Stress zu.
Direkt nach der Impfung solltest du zudem eine Viertel- bis halbe Stunde verbleiben. Denn manche Hilfsstoffe in der Lösung können allergische Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schockzustand auslösen.
In diesen Fällen ist es entscheidend, dass ein sofortiges Eingreifen durch den Tierarzt möglich ist.
Aber: Sie treten selten ein.