In einigen Fällen ist die Kastration deines Kaninchens angeraten und sollte etwa zur Verbesserung des Gruppenverhaltens deines Tieres durchgeführt werden.
In diesem Beitrag möchten wir dir aufzeigen:
- Wann eine Kastration sinnvoll ist
- Welche Vor- und Nachteile die Kastration hat
- Wie diese abläuft
- Was du als Halter tun kannst
Los geht’s!
Ist eine Kastration beim Kaninchen sinnvoll? Die Vor- und Nachteile
Ja, die Kastration von Kaninchen ist sinnvoll und kann bei den Tieren Stress reduzieren sowie gesundheitliche Vorteile haben.
Allerdings solltest du dabei unbedingt auf den richtigen Zeitpunkt und die entsprechende Nachsorge achten. Denn damit das Risiko für Komplikationen so gering wie möglich gehalten wird, bedarf es der richtigen Auswahl und Pflege.
Dank moderner Medizin ist die Gefahr durch die Narkose heute bereits deutlich reduziert.
Doch schauen wir uns nun Vorteile und Nachteile der Kastration bei Kaninchen etwas genauer an.
Vorteile einer Kastration
Kaninchen werden etwa ab der 12. Lebenswoche geschlechtsreif. Somit können sie sich fortpflanzen, was schnell zu unerwünschtem Nachwuchs führt.
Selbst bei der Haltung von gleichgeschlechtlichen Artgenossen treten jedoch häufig Probleme auf.
Aggressives Verhalten eliminieren
Nicht selten entstehen Aggressionen. Kaninchen wollen sich fortpflanzen und je nach Charakter andere dominieren. Sie besteigen daher andere Tiere und teilweise sogar den Menschen, können beißen oder bei dem Besteigen Verletzungen durch ihre Krallen erzeugen.
Bei den unterlegenen Tieren entsteht dadurch erheblicher Stress, was das Risiko von Erkrankungen erhöht.
Markierverhalten verbessern
Ein weiterer Nachteil: Kaninchen markieren nicht nur ihre Umgebung, sondern auch ihre Artgenossen.
Hierzu spritzen sie Urin.
Da er konzentriert ist, weist er einen unangenehmen und starken Geruch sowie häufig eine dunklere Färbung auf. Gerade in der Wohnungshaltung kann das schnell problematisch werden und störend sein.
Hormonelle Störungen vermeiden
Hinzu kommt, dass hormonelle Störungen auftreten können.
Bei weiblichen Kaninchen äußern sich diese oftmals durch ein gehäuftes Markieren, sehr dominantes Verhalten und Besteigen anderer Tiere.
Kastrierte Tiere werden hingegen ruhiger, ausgeglichener und verträglicher.
Zudem wird das Risiko von hormonell- oder geschlechtsbedingten Krankheiten reduziert. Dazu gehören etwa krankhafte Veränderungen der Gebärmutter bei weiblichen Kaninchen und ein Vorhaut- oder Präputialkatarrh bei Männchen.
Potenzielle Nachteile einer Kastration
Bei Kastrationen handelt es sich um chirurgische Eingriffe, die immer mit einem Risiko verbunden sind.
Da Kaninchen klein sind, ist bei der Operation Präzision von entscheidender Bedeutung. Zudem muss die Narkose richtig eingestellt werden, was umso schwieriger ist, je kleiner das Tier ist. Hierbei ist also die Erfahrung des Tierarztes gefragt, um die Gefahr so gering wie möglich zu halten.
Die entsprechende Pflege und Vorsicht in den ersten Wochen nach der Kastration musst du ebenfalls berücksichtigen.
Außerdem wird dein Kaninchen anschließend ruhiger. Das kann bedeuten, dass es sich weniger bewegt und dadurch zu Übergewicht neigt. Du solltest daher vermehrt darauf achten, es zum Spielen und Rennen zu motivieren sowie die Ernährung ausgewogen und kalorienarm zu gestalten.
Wann sollte die Kastration beim Kaninchen erfolgen?
Empfohlen wird als idealer Zeitpunkt für die Kastration die achte bis zwölfte Lebenswoche deines Kaninchens.
Sie kann jedoch selbstverständlich auch später erfolgen, wenn dies notwendig werden sollte.
Wie läuft die Kastration ab?
Zur Vorbereitung auf den Eingriff müssen Tiere grundsätzlich nüchtern sein, damit es während oder nach der Narkose nicht zum Erbrechen und Einatmen von Futter oder Wasser kommt.
Achtung: Das gilt nicht für Kaninchen! Diese sollten wie gewohnt fressen und trinken. Ist dein Kaninchen nüchtern, können erhebliche Probleme im Verdauungstrakt entstehen.
Da sie nicht erbrechen können, besteht das Risiko wie beispielsweise bei Hunden und Katzen für das Einatmen von Nahrungsbrei nicht.
Vor der Operation wird dein Kaninchen zudem untersucht. Herzschlag, Atmung, Gewicht und Temperatur werden kontrolliert. Das dient der Feststellung der Operationstauglichkeit.
Sollte dein Tier aktuell unter einem Infekt leiden, ein zu geringes Gewicht aufweisen oder auf andere Weise gesundheitlich eingeschränkt sein, muss die Kastration verschoben werden. Denn im Falle einer Krankheit oder Schwächung steigt das Risiko für Komplikation während oder nach der Operation.
Richtig verhalten nach der Kastration
Dein Kaninchen darf in der ersten Zeit nach der Kastration nicht zu seinen Artgenossen und benötigt einen anderen Untergrund, damit die Operationsnaht sauber bleibt.
Stress und Störungen solltest du dringend vermeiden. Suche für den Aufenthalt also einen ruhigen Standort aus, an dem es warm ist. Denn auch die Körpertemperatur kann nach der Kastration zunächst beeinflusst sein.
Ablauf der Kastration beim Tierarzt
#1: Narkose
Nach der Voruntersuchung bekommt dein Kaninchen eine Injektion. Hierbei wird das Narkosemittel auf das Gewicht abgestimmt gespritzt.
Gegebenenfalls verabreicht der Tierarzt zunächst ein Beruhigungsmittel, von dem das Tier schläfrig wird und sich die Muskulatur entspannt.
In jedem Fall wird durch die verwendeten Mittel dafür gesorgt, dass das Kaninchen keinen Schmerz empfindet und von dem gesamten Eingriff nichts spürt, hört oder sieht.
#2: Rasur
Für den Eingriff wird das Areal rasiert, in dem der Schnitt gesetzt wird.
Bei einem Männchen handelt es sich dabei um die Hoden. Bei einem Weibchen muss hingegen der Bauch geschoren werden, damit eine möglichst gute Sicht gegeben ist und keine störenden Fellhaare vorhanden sind.
#3: Schnitt und Entfernung
Die Haut wird im Anschluss mit einem Schnitt durch ein Skalpell geöffnet. Die Samenleiter werden durchtrennt, ihre Enden werden verödet, die Hoden entfernt und der Hautschnitt geschlossen.
Das kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Möglich sind etwa der Einsatz eines speziellen Klebers, einem Knopf oder das Nähen mit Faden.
Der Kleber wird mit zunehmender Häufigkeit verwendet, da es sich nur um kleine Schnitte auf beiden Seiten der Hoden handelt. Das Mittel hält die Haut gut zusammen, muss nicht entfernt werden und erspart deinem Tier zusätzlichen Stress.
Bei weiblichen Kaninchen ist eine Kastration deutlich aufwendiger.
Es handelt sich bei ihnen nicht nur um Hautschnitte, sondern um einen Bauchschnitt.
Das bedeutet, dass die Bauchdecke geöffnet werden muss.
Je nach Methode des Tierarztes werden anschließend Gebärmutter und Eierstöcke oder aber nur die Eierstöcke entfernt. Gebräuchlicher ist jedoch eine vollständige Entfernung des Uterus.
Die Operation dauert länger.
Der Einschnitt durch Haut und Muskulatur wird im Anschluss durch mehrere Nähte verschlossen.
Im Bauchraum verwendet der Tierarzt selbst auflösende Fäden. Für den Hautschnitt kann medizinischer Faden zum Einsatz kommen, der sich selbst auflöst oder aber entfernt werden muss.
Die richtige Nachbehandlung
Eine Nachbehandlung durch den Tierarzt besteht aus drei Teilen.
Zum einen wird ein Schmerzmittel gegeben. Dieses musst du mehrere Tage verabreichen, damit dein Tier nicht leidet oder durch den Schmerz stattfindende Reize nicht ungünstig verknüpft.
Ein Kaninchen, das auf seine eigene Toilette geht oder gerne Körperkontakt mit Menschen hat, kann beispielsweise bei einer ungünstigen Bewegung durch den Schmerz „lernen“, dies zu meiden. Zudem kann es den Appetit verlieren oder sich nicht zur Trinkflasche trauen, weil jeder Schritt Schmerzen verursacht.
Möchtest du das verhindern, solltest du genau auf das Verhalten deines Tieres achten.
Wichtig sind:
- eine ruhige Atmung
- sicherer Gang
- normales Fressen und Trinken
- Interesse an der Umgebung
Zum anderen wird der Tierarzt kontrollieren, ob die Operationsnaht richtig verheilt.
Sie muss trocken und reizlos sein. Entzündungen sind dringend zu vermeiden.
Diese erkennst du an:
- Rötungen
- Schwellungen
- Eiter
- Ausfluss
- nässenden Stellen auf der Haut
Abhängig von der Art des Wunderschlusses muss der Tierarzt gegebenenfalls noch Nähte oder Knopf entfernen.
Heilt die Wunde gut, zeigt dein Kaninchen keinerlei Anzeichen von Reizungen oder Entzündungen und wurden selbst auflösende Fäden oder Kleber verwendet, ist ein weiterer Kontrolltermin meist nicht notwendig.
Was kostet die Kastration bei Kaninchen?
Die Kosten sind abhängig von verschiedenen Faktoren.
Bei diesen handelt es sich um:
- Geschlecht des Tieres
- verwendete Mittel und Materialien
- Ablauf der Heilung
- Satz der Gebührenordnung für Tierärzte
- Niederlassung des Tierarztes
Die Kosten für den Eingriff sind also nur grob einzuschätzen und können nicht vollkommen pauschal angegeben werden.
Bei einem Männchen ist die Kastration einfacher, nimmt kürzere Zeit in Anspruch und fällt daher günstiger aus.
Du solltest bei einem männlichen Kaninchen mit Kosten von etwa 70 Euro rechnen.
Dennoch können durch Komplikationen während oder nach der Kastration zusätzliche Mittel und Untersuchungen erforderlich sein, wodurch der Preis steigt.
Bei Weibchen können hingegen bis zu etwa 180 Euro anfallen.
Der Eingriff ist komplexer, aufwendiger, nimmt mehr Zeit in Anspruch und auch die Nachsorge ist aufgrund der Größe der Naht gegebenenfalls schwieriger, da bereits das Risiko für Infektionen höher ausfällt.
Umso besser du dich vor und nach der Kastration um dein Kaninchen kümmerst, desto geringer fallen die Risiken und damit auch die zusätzlichen Kosten aus.
Kontrollierst du die Wunde täglich, am besten morgens und abends, fallen Entzündungsprozesse schneller auf. Eine frühzeitige Behandlung erspart dem Tier Leid und hält die Kosten gering.
Häufig gestellte Fragen zur Kastration
Wann dürfen Kaninchen nach der Kastration wieder raus?
Weibchen sollten so lange von anderen Tieren separiert werden, bis die OP-Naht richtig und vollständig verheilt ist.
Dies kann zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen. Bei Komplikationen ist der Zeitraum gegebenenfalls länger.
Bei Männchen musst du insgesamt sechs Wochen warten, bevor sie wieder mit Weibchen zusammengesetzt werden können.
Das liegt jedoch nicht an der Heilung, sondern daran, dass Ejakulat bei ihnen sehr lange in den Samenleitern verbleibt. Sie sind für diesen Zeitraum also noch zeugungsfähig.
Wie lange nach der Kastration ohne Heu?
Direkt nach der Kastration solltest du auf Einstreu, wie Stroh, Holzspäne und Heu dringend verzichten.
In den ersten Tagen ist es besser, Zellstoff, eine „Wegwerfwickelunterlage“ oder Handtücher zu verwenden. Achte jedoch darauf, dass dein Kaninchen diese Materialien nicht annagt, denn die Fasern können für einen Darmverschluss sorgen.
Die Unterlage muss in jedem Fall saugfähig und sauber sein, darf keine raue Oberfläche aufweisen und du musst sie einfach auswechseln können.
Dennoch solltest du deinem Kaninchen Heu zur Verfügung stellen. Nutze dafür aber eine Heuraufe* und achte darauf, dass es nicht auf dem Boden landet und somit in die frischen Wunden gelangen kann.
Muss man Kaninchen immer kastrieren?
In einigen Ausnahmefällen kann die Kastration nicht erforderlich sein.
Das gilt beispielsweise dann, wenn du nur gleichgeschlechtliche Tiere hältst, diese im gleichen Alter sind und sich sehr gut verstehen sowie nicht zum Dominieren oder Markieren neigen.
Gesundheitlich betrachtet ist eine Kastration dennoch die bessere Wahl.
Sie bewahrt dein Tier nicht nur vor Verletzungen, sondern auch vor Krankheiten und krankhaften Veränderungen.
Muss man auch weibliche Kaninchen kastrieren?
Weibchen neigen tendenziell weniger dazu, mit Urin zu markieren.
Zudem reicht es bei der gemeinsamen Haltung von Weibchen und Männchen aus, die Männchen kastrieren zu lassen. Der Eingriff ist bei ihnen mit weniger Risiken verbunden und die Heilung erfolgt schneller.
Dennoch kann es notwendig werden, Weibchen zu kastrieren.
Das gilt zum Beispiel dann, wenn sie spritzen, sehr dominant sind oder aggressiv werden. Denn derlei Verhalten deutet auf eine krankhafte Veränderung der Fortpflanzungsorgane hin, wodurch der Hormonhaushalt verändert ist.
Ein positiver Nebeneffekt der Kastration ist die Vermeidung weiterer Probleme, wie etwa die Bildung von Tumoren im Bereich des Milchdrüsengewebes.