Pferde leben in freien Natur in Rudeln – bei Stallhaltung ist das in der Regel nicht der Fall. Hier sind häufig sogar Tiere in Einzelhaltung zu finden.
Wie also sieht die ideale Halteform für Pferde aus: Rudel oder einzeln?
In diesem Beitrag verraten wir dir alles über das Sozialverhalten von Pferden und geben dir die wichtigsten Haltungstipps an die Hand.
Sind Pferde Rudeltiere?
Pferde sind äußerst soziale Herdentiere, die die Anwesenheit von Artgenossen sehr zu schätzen wissen.
Da Pferde trotz ihrer beachtlichen Größe zu den Fluchttieren gehören, ist es ein natürlicher Instinkt, sich immer in der Nähe ihrer Herde aufzuhalten, um potenziellen Feinden keine Angriffsfläche zu bieten.
In der Wildnis wäre ein Pferd im Alleingang dem Tode geweiht, weshalb es alles daran setzen wird, um bei seiner Herde bleiben zu können.
Dürfen Pferde allein gehalten werden?
Nein, ein Pferd darf nicht allein gehalten werden. Einzelhaltung bei Pferden ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz – allerdings nur dann, wenn das Pferd dauerhaft von seinen Artgenossen isoliert leben muss.
So ist es bspw. erlaubt, dass du dein Pferd allein in einer Box hältst, solange es täglich auf der Weide den Kontakt zu anderen Pferden pflegen kann.
Zudem sollte die Box deines Pferdes an mindestens eine weitere Box angrenzen, in der sich ebenfalls ein Pferd befindet, mit welchem sich dein Tier gut versteht.
Vermeide es unbedingt, zwei Pferde nebeneinanderzustellen, die sich nicht verstehen. Andernfalls sind die Tiere enormem Stress ausgesetzt, da sie auf engem Raum eingepfercht sind und einander nicht ausweichen können. Im Extremfall kann es auch dazu kommen, dass eins der Pferde gegen die Boxenwände tritt, um Distanz zum anderen Pferd aufzubauen und sich dabei schwer verletzt.
Box, Offenstall oder lieber ganzjährige Weidehaltung?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du dein Pferd halten kannst. Nicht jedes Pferd ist für jede Haltung gleichermaßen geeignet und jede Haltungsform hat ihre Vor- und Nachteile.
Die Boxenhaltung
Hältst du dein Pferd in einer Box, so ist sein Bewegungsradius stark eingeschränkt. Pferde sind Lauftiere und haben daher den natürlichen Drang, mehrere Stunden am Tag zu wandern.
Eine reine Boxenhaltung ist aus diesem Grund Tierquälerei, sofern diese Haltungsform nicht aus krankheitsbedingten Gründen für zeitweise unbedingt notwendig ist.
Bietest du deinem Pferd jedoch täglichen Weidegang über mehrere Stunden und bringst es lediglich für die Nacht in seine Box, so bringt die Boxenhaltung sogar ein paar Vorteile mit sich.
Dein Pferd kann in aller Ruhe dösen und schlafen, ohne, dass es von einem anderen Pferd verscheucht wird.
Zudem hast du immer einen guten Überblick darüber, ob dein Pferd sein Futter frisst oder nicht.
Rührt ein Pferd sein Heu und auch anderes Futter nicht mehr an, so ist das ein klares Alarmsignal, das tierärztlich abgeklärt werden sollte!
Der Offenstall
Im Offenstall kann sich dein Pferd deutlich mehr bewegen als in der Box und hat zudem im Idealfall 24/7 Kontakt zu Artgenossen.
Bei dieser Haltungsform musst du darauf achten, dass sich in der Herde nur Pferde befinden, die sich untereinander verstehen.
Frisst ein Pferd schlecht, so fällt das in dieser Haltungsform meist erst später auf, da sich jedes Pferd am Heu bedienen kann und es daher stetig weniger wird, egal, ob ein Pferd mehr oder weniger daran herumknabbert.
Die ganzjährige Weidehaltung
Die ganzjährige Weidehaltung ist die natürlichste Form der Pferdehaltung.
Dennoch ist sie nicht für jedes Pferd geeignet.
Aufgrund der Tatsache, dass deinem Tier unlimitiertes Gras zur Verfügung steht, ist besonders im Frühjahr die Kolik- und Rehegefahr sehr hoch.
Regnet es viel, so wird die Weide schnell zu einem Schlammparadies verwandelt. Der nasse Boden begünstigt Huffäule. Darum ist es sinnvoll, die Pferde hin und wieder auf andere Weiden umzustellen, damit sich der Boden erholen kann und die Tiere gesund bleiben.
Im Winter muss immer Heu zugefüttert werden!
Einzelhaltung vs. Gruppenhaltung
Alles hat seine Vor- und Nachteile, so verhält es sich auch mit der Einzel- bzw. mit der Gruppenhaltung.
Hier findest du stichpunktartig die relevantesten Vor- und Nachteile der jeweiligen Haltungsform aufgelistet:
Die Vorteile der Einzelhaltung
- Du hast immer einen Überblick darüber, was und wie viel dein Pferd frisst.
- Dein Pferd hat seine Ruhe und wird nicht von anderen Pferden herumgejagt und getriezt.
- Das Verletzungsrisiko ist deutlich geringer.
- Besonders bei Krankheiten ist die vorübergehende Einzelhaltung optimal, damit sich das Pferd schonen und erholen kann.
Die Nachteile der Einzelhaltung
- Das Pferd langweilt sich schnell und entwickelt ggf. Verhaltensstörungen (Koppen, Weben, etc.).
- Dein Pferd ist enormem Stress ausgesetzt, da es seine sozialen Bedürfnisse nicht stillen kann.
- Je nachdem, in welchem Altersabschnitt bzw. für welchen Zeitraum dein Pferd allein steht, kann es passieren, dass es später unverträglich ist und sich nicht mehr in die Herde einfügen kann.
- Dein Pferd ist möglicherweise aufgrund seiner Unzufriedenheit eher schwer zu händeln und sehr ängstlich oder aggressiv.
Die Vorteile der Pferde-Gruppenhaltung
- Dein Pferd ist ausgeglichener und kann seine sozialen Bedürfnisse vollumfänglich stillen.
- Das Risiko einer Verhaltensstörung ist deutlich geringer.
- Dein Pferd ist leichter zu händeln, da es auch in seiner Herde mit Regeln und Grenzen konfrontiert wird.
- Dein Pferd wird seltener krank, da es kaum bis gar keinen Stress erfährt.
Die Nachteile der Gruppenhaltung
- Ist die Herde unpassend zusammengestellt, so kann es zu Mobbing und Verletzungen kommen.
- Fressen mehrere Pferde an derselben Heu-Ration, so verlierst du schnell den Überblick, ob jedes Pferd frisst.
- Das Verletzungsrisiko steigt an, da innerhalb einer Herde immer wieder die Fronten geklärt werden.
- Dein Pferd möchte möglicherweise nicht von seiner Herde weg und reißt sich daher bspw. beim Spazierengehen los.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Sozialverhalten von Pferden
1. Können Pferde einsam sein?
Ja, da Pferde Herdentiere sind, können sie einsam sein.
Du erkennst Einsamkeit bei einem Pferd daran, dass es sich bspw. auffällig ruhig und teilnahmslos verhält.
Auch kann es sein, dass das Pferd viel wiehert und so nach seinen Artgenossen ruft. Einsamkeit kann sich aber auch durch aggressives Verhalten äußern.
2. Wie lange darf ein Pferd allein stehen?
Im Idealfall steht dein Pferd oder Pony immer mit mindestens einem Artgenossen zusammen.
Ist dein Pferd das Alleinsein gewöhnt, so ist es jedoch kein Problem, das Pferd gelegentlich für ein oder zwei Stunden allein zu lassen, um mit dem anderen Pferd auszureiten.
Wichtig ist jedoch, dass du dein Pferd schrittweise an das Alleinbleiben gewöhnst, um Angstattacken und daraus resultierende Verletzungen zu vermeiden.
3. Können Pferde Einzelgänger sein?
Es kann vorkommen, dass ein Pferd keine Artgenossen in seiner Nähe haben möchte. Das kann u. a. einer mangelnden Sozialisation im Fohlen- und Jungpferdealter geschuldet sein.
Außerdem gibt es besonders rangniedrige oder gehandicapte Pferde, die von anderen herumgescheucht und gemobbt werden. Auch für diese Pferde ist es manchmal besser, wenn sie von anderen separiert werden.
Ob eine völlige Isolation sinnvoll ist, oder, ob eine räumliche Trennung durch einen Zaun bzw. eine Boxenwand ausreicht, muss im Einzelfall entschieden werden.