Auch wenn Kaninchen durchaus in der Lage sind zu klettern, sind sie dennoch nicht als besonders Höhen-liebende Tiere bekannt.
Dennoch ist es für dich als Kaninchen-Halter essenziell zu wissen, ob Kaninchen unter Höhenangst leiden und wie du diese bei deinem Tier erkennst.
Warum?
Das erfährst du in diesem Beitrag!
Wahrheit oder Mythos: Haben Kaninchen Höhenangst?
Ja, Kaninchen haben Höhenangst.
Diese Angst ist genetisch veranlagt, genauso wie viele andere Ängste auch.
Allerdings haben Kaninchen in erster Linie keine Angst davor, aus einer großen Höhe herunterzufallen, sondern bekommen große Panik, sobald sie keinen Boden mehr unter ihren Pfoten spüren können.
Diese Art der Panik zeigt sich auch deutlich, wenn du dein Kaninchen festhältst.
Allein das Festhalten deines Kaninchens sorgt dafür, dass es unter Schock steht und evtl. sogar vollkommen durchdreht.
Doch welche Ursache steckt hinter dieser großen Panik, in welchen Situationen tritt sie auf und lässt sich diese Angst irgendwie überwinden?
All das erfährst du nun in den kommenden Abschnitten.
Gründe für die Höhenangst der Kaninchen
Kaninchen sind von Natur aus Fluchttiere.
Aus diesem Grund ist vollkommen nachvollziehbar, wenn dein Kaninchen in Panik ausbricht, wenn es sich in großer Höhe befindet.
Warum?
Weil in diesem Moment die Fluchtmöglichkeiten deines Kaninchens sehr stark eingeschränkt sind.
Solange dein Kaninchen alle vier Pfoten am Boden hat und seine Umgebung weitläufig ist, kann dein Kaninchen im Falle einer plötzlich auftauchenden Gefahr sofort handeln, indem es die Flucht ergreift.
Befindet sich dein Kaninchen allerdings in einem kleinen, eingezäunten Areal, auf einer Anhöhe oder wird es gar in die Luft gehoben, so bleibt die Möglichkeit zur Flucht aus.
Hierbei spielt es keine Rolle, ob in diesem Moment tatsächlich eine Gefahr droht oder nicht.: Allein das Wissen, dass dein Kaninchen im Fall der Fälle jetzt nicht flüchten könnte, reicht bereits aus, um es so in Panik zu versetzen. Es wird alles tun, um sich wieder frei bewegen zu können.
Es gibt jedoch auch noch einen weiteren Grund, der dafür sorgt, dass das Kaninchen panisch wird, wenn es in die Luft gehoben wird.
Raubvögel!
Ja, es gibt in der Tat einige große Raubvögel, die nicht davor zurückschrecken, Kaninchen zu jagen, zu packen und mit ihnen davonzufliegen, um sie später selbst zu verzehren oder an ihren Nachwuchs zu verfüttern.
Dein Kaninchen hat nur eine einzige Chance, um dem Angreifer zu entkommen: Es wehrt sich in seiner Panik so heftig wie möglich, in der Hoffnung, dass der Greifvogel es fallen lässt und es sich in Sicherheit bringen kann.
Würde dein Kaninchen keine Gegenwehr leisten, so würde es ganz sicher sterben und dem Vogel als Nahrung dienen. Kein kluger Schachzug in diesem Fall ruhig zu bleiben und abzuwarten.
Aus diesem Grund ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Kaninchen es absolut nicht mögen, wenn du sie hochhebst – diese Handlung erinnert das Tier instinktiv an einen Greifvogel und löst den Panik- und Fluchtreflex aus.
Was lernen wir daraus?
Du solltest deine Kaninchen wirklich nur hochheben, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Etwa im Rahmen der Medikamentengabe, einer Untersuchung, etc.
Um den Stress für die Tiere so gering wie möglich zu halten, kann es hilfreich sein, wenn du dich währenddessen auf den Boden setzt, sodass die Tiere nicht ganz so weit über dem Boden gehalten werden müssen und du deinem Kaninchen eine Möglichkeit gibst, sich in irgendeiner Form an dir abzustützen. Dieses Abstützen schafft zumindest ein kleines bisschen Sicherheit und gibt wortwörtlich ein wenig Halt in dieser ausweglosen Situation.
Wie macht sich die Höhenangst bei Kaninchen bemerkbar?
Die Höhenangst kann sich auf unterschiedliche Arten bemerkbar machen.
Es kommt auch stark darauf an, wie die Gesamtsituation aussieht.
Ein Kaninchen, welches sich auf einer hohen Plattform oder auf dem Tisch des Tierarztes sitzt, wird sich anders verhalten als ein Kaninchen, das gerade in die Luft gehoben wird.
Es wäre nicht sehr klug, wenn das Kaninchen anfangen würde zu zappeln und loszurennen, wenn es sich auf einer Anhöhe befindet – mit diesem Verhalten würde es sich schlichtweg sicher in den Tod stürzen.
Stattdessen wirst du beobachten können, wie dein Kaninchen an mehreren Stellen vorsichtig über den Rand der Plattform nach unten schauen wird.
Hierbei bewegt sich der ganze Körper immer wieder ein wenig vor und wieder zurück – dein Kaninchen versucht die Höhe einzuschätzen und überlegt, ob es den Sprung nach unten wagen kann.
Traut es sich nicht an einer Stelle zu springen, so wird es sich eine andere Stelle suchen und auch dort wieder überlegen, ob ein Sprung sinnvoll wäre.
Es gibt auch Tiere, die hier in eine Art Schockstarre verfallen.
Ihnen ist bewusst, dass sie im Moment nicht wegkönnen, weshalb sie sich ganz flach mit dem Bauch an den Boden drücken und so vor potenziellen Feinden in Deckung gehen.
Hebst du dein Kaninchen hoch, so wird es beginnen zu strampeln und zu zappeln – auch das ist ein eindeutiges Zeichen von Angst.
Hältst du dein Kaninchen hingegen nur fest, während es mit allen vier Pfoten auf dem Boden stehenbleiben kann, so wird es auch hier vermutlich eher in eine Art Schockstarre fallen. Hebst du dein Kaninchen im Sitzen hoch, so wird es sich tendenziell ruhiger verhalten, als wenn du dein Tier im Stehen hochhebst.
Du kannst also davon ausgehen, dass die Intensität des panischen Strampelns durchaus mit der Höhe zusammenhängt.
Ab welcher Höhe tritt die Höhenangst auf?
Ganz pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten.
Von Natur aus ängstliche Kaninchen werden deutlich schneller Angst bekommen als mutigere Vertreter ihrer Art. Als Faustregel lässt sich jedoch sagen, dass dein Kaninchen überall herunterspringt, wo es auch von selbst hochspringen kann.
Bedenke auch, dass dein Kaninchen ein recht kleines Tier ist, für das ein Meter Höhe deutlich höher erscheint als für dich.
Möchtest du deinem Kaninchen mehrere Ebenen in das Gehege einbauen, so ist es sinnvoll, wenn du diese Ebenen mithilfe von breiten Rampen miteinander verbindest. So wird es deinem Tier deutlich leichter fallen die Etagen zu wechseln und es wird sich sehr viel wohler in der Höhe fühlen – denn es hat die Gewissheit, dass es jederzeit wieder heruntergehen kann.
Hast du dich schon einmal gefragt, ob sich die Höhenangst bei Kaninchen auch mithilfe eines speziellen Trainings abtrainieren lässt, so wie viele Ängste bei uns Menschen auch?
Dann könnte der folgende Abschnitt dein Interesse wecken.
Kann ich meinem Kaninchen die Höhenangst abtrainieren?
Machen wir es kurz und knapp: Nein, die Höhenangst lässt sich bei Kaninchen niemals vollständig abtrainieren!
Das bedeutet, dass dein Kaninchen es auch nie als Freude empfinden wird, wenn du es hochhebst.
Hierbei ist es auch vollkommen egal, ob es das Hochheben bereits von klein auf kennt oder nicht. Auch die Beziehung zu deinem Tier spielt in diesem Fall so gut wie keine Rolle.
Hochheben und Höhe sind für dein Kaninchen immer mit einem immensen Stress verbunden!
Die Höhenangst ist so tief in den Genen verankert, dass dein Kaninchen jedes Mal aufs Neue in Panik verfallen wird – ließe sich dieser Instinkt leicht abtrainieren, so wäre dies für dein Kaninchen in freier Wildbahn absolut lebensgefährlich!
Du kannst also lediglich dafür sorgen, dass dein Kaninchen mit diesen Ängsten so wenig wie möglich konfrontiert wird:
- Verbinde höher gelegene Orte im Gehege mittels Rampen
- Hebe dein Tier nur im äußersten Notfall hoch
Begnüge dich damit, deine Tiere zu beobachten und sie von Hand zu füttern. Eventuell den ein oder anderen Trick durch das Clickertraining einzustudieren.
Therapieversuche sind hier nicht angebracht – du zerstörst damit im schlimmsten Fall sogar vollständig das Vertrauen zwischen dir und deinem Kaninchen.
Ein Kaninchen, das stetig hochgenommen wird, wird sich vor Menschen verstecken. Im Zuge dessen wird dein Haustier auch vor dir Angst bekommen und dich meiden.
Und das möchtest du nun wirklich nicht, oder?
Akzeptiere daher die Höhenangst deines Kaninchens und nimm Rücksicht auf diese instinkthaften Ängste.
Dein Kaninchen wird es dir danken.
