Sind Wellensittiche anhänglich? (So machst du deinen Welli zahm)

Ob Wellensittiche anhänglich sind, möchten viele Menschen wissen, die über die Anschaffung der intelligenten Tiere nachdenken.

Die Frage lässt sich allerdings nicht so einfach beantworten. Denn hieran sind zahlreiche Faktoren beteiligt. Darunter unter anderem die Zeit, die du mit deinen Tieren verbringst.

In diesem Beitrag erfährst du, wie anhänglich Wellis sein können und wie du diese besonders zahm machen kannst. Zuvor möchten wir jedoch kurz drei Mythen über die Anhänglichkeit von Wellensittichen auf deren Wahrheitsgehalt prüfen.

Auf geht’s!

Was stimmt und was nicht: Mythen über die Anhänglichkeit von Wellensittichen

Wellensittiche in Einzelhaltung werden anhänglicher

Das ist nicht nur falsch, sondern auch nicht artgerecht.

Wellensittiche sind soziale Tiere, die Kontakt zu Artgenossen benötigen. Wird ein Vogel nur zu dem Zweck einzeln gehalten, dass er zutraulicher wird, nennt sich das Verzweiflung und Stockholm-Syndrom.

Zutreffend ist zwar, dass das Zähmen bei einem Tier allein etwas einfacher ausfallen kann. Das Tierleid sollte dafür jedoch nicht in Kauf genommen werden.

Selbst wenn Wellensittiche in einer ganzen Gruppe gehalten werden, kannst du sie an dich gewöhnen, sie zähmen und ihr Vertrauen gewinnen. Wie bei einem einzelnen Tier dauert das eine gewisse Zeit, die Mühe lohnt sich jedoch.

Wie das geht, zeigen wir dir später!

Sind Welli-Weibchen oder Welli-Männchen zutraulicher?

Weibchen sind anhänglicher als Männchen – heißt es immer wieder.

Auch hier handelt es sich aber um eine falsche Behauptung.

Ob ein Wellensittich zahm wird und besondere Anhänglichkeit zeigt, hängt vor allem von der miteinander verbrachten Zeit, deinem Verhalten und dem Charakter des Tieres ab. Das Geschlecht spielt hingegen keine Rolle.

Junge Wellis werden schneller zahm

Das kann der Fall sein, muss aber nicht zutreffen.

Junge Wellensittiche haben in der Regel noch keine oder zumindest nicht allzu viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gesammelt. Bei älteren Vögeln kann das anders aussehen.

Allerdings können sie auch bereits sehr viele gute Erfahrungen gesammelt und daher ihre Scheue abgelegt haben.

Selbst bei älteren, scheuen Tieren lässt sich durch ausreichend Geduld aber viel erreichen. So können deine Wellensittiche dir schon bald aus der Hand fressen, wenn du es richtig angehst.

Was stimmt nun: Scheu oder zahm?

Wellensittiche sind von Natur aus scheu gegenüber Menschen.

Sie zählen zu den Fluchttieren und fliegen auf, wenn sie sich erschrecken oder Gefahren vermuten. Da das in einem Käfig oder einer Voliere nur schwer möglich ist, weichen sie in eine Ecke zurück oder verstecken sich.

Sind die Vögel in Menschennähe aufgewachsen und haben sich daran gewöhnt, sind sie meist deutlich entspannter. Gerade bei einem seriösen und engagierten Züchter lässt sich das gut beobachten. Selbst in der Zoohandlung ist es dir aber bestimmt bereits aufgefallen.

Je mehr menschlichen Kontakt Wellensittiche haben, und je positiver sie diesen verbinden, desto zutraulicher werden sie mit der Zeit.

Ob ein Wellensittich anhänglich wird, hängt jedoch auch entscheidend von dem individuellen Charakter ab. Ein Tier will nicht mehr von der Schulter oder putzt „seinen“ Menschen sogar und lässt sich selbst kraulen.

Für andere reicht es vollkommen aus, ab und an auf der Hand zu sitzen.

Die Herkunft ist wichtig

Wie bei Menschen und anderen Tieren auch spielen die Herkunft und damit die bisherige Prägung entscheidende Rollen.

Ein Wellensittich aus zweiter Hand, der bereits gezähmt wurde und bei dem Vorbesitzer große Anhänglichkeit zeigte, wird sich anders verhalten als ein Vogel aus der Zoohandlung.

Beide benötigen natürlich Zeit, um sich in ihrem neuen Umfeld einzuleben. Dennoch kann bei einem Tier mit viel vorherigem Kontakt davon ausgegangen werden, dass es sich schneller an neue Menschen gewöhnen wird und zutraulich ist.

Achtung: Es gibt auch Vögel, die immens auf eine Person fixiert sind. Das kann durchaus zu Problemen führen und Gefahren entstehen lassen.

Gefahren und potenzielle Probleme bei sehr anhänglichen Wellensittichen

Vögel, die die ständige Nähe zu ihrem Besitzer suchen, werden gelegentlich regelrecht auf der Schulter vergessen oder können im Vorbeigehen blitzschnell auf Kopf oder Schulter hüpfen und dann versehentlich mit auf den Balkon oder in den Garten genommen werden.

Es besteht auch die Gefahr, dass sie beim Verlassen des Raumes versehentlich in der Tür eingeklemmt werden oder nicht mehr zurück in den Käfig wollen.

Bei einer sehr starken Fixierung auf nur eine Person kann der Vogel gestresst sein, sobald diese nicht anwesend ist. Das Futter zu verweigern, apathisch oder aber unruhig und aufgebracht zu werden ist nicht selten.

Besser ist es daher, wenn sich von Anfang an mehrere Menschen mit den Tieren beschäftigen, diese gelegentlich füttern und sie an ihre Stimme gewöhnen. So kann im Falle eines Urlaubs, einer Geschäftsreise oder auch bei Krankheit die Versorgung durch andere Personen erfolgen.

Wie kann ich einen Wellensittich zähmen? 10 bewährte Tipps

Wenn du zutrauliche Wellensittiche möchtest, musst du dafür etwas Geduld aufbringen. Mit den folgenden zehn Tipps wirst du jedoch schon bald erste Fortschritte bemerken.

Tipp 1: Den richtigen Standort wählen

Wellensittiche benötigen Ruhe, sollten zunächst als Beobachter aber dennoch am Alltag teilnehmen können. Die Mitte des Couchtisches, das Esszimmer oder ein Raum, der kaum genutzt wird, sind also nicht optimal. Auch das Schlafzimmer empfehlen wir nicht als Standort.

Besser ist eine ruhige Ecke, an der weder ständig Kinder vorbeitoben noch Hektik herrscht. Von diesem Beobachtungsposten aus können sich die Tiere orientieren und an den Tagesablauf gewöhnen.

Tipp 2: Einleben lassen

Neues Umfeld, gegebenenfalls neue Artgenossen, neue Menschen – das ist ganz schön viel auf einmal für die kleinen Vögel.

Gib ihnen daher einige Wochen Zeit, bis sie sich an dich und alles andere gewöhnt haben.

Vermeide unnötige Griffe in den Käfig. Füttern, Wasser geben und die Bodenstreu wechseln reichen vollkommen aus. Vermeide dabei hektische Bewegungen, rede aber mit den Tieren.

Tipp 3: An deine Stimme gewöhnen

Der erste Schritt zur aktiven Gewöhnung an dich ist es, häufig mit den Wellensittichen zu sprechen. Ebenso kannst du singen, neben den Vögeln telefonieren oder kommentieren, wenn du sie fütterst, Beschäftigungsmaterial in den Käfig einbringst oder ein Vogelbad zur Erfrischung anhängst.

Hierdurch wird deine Stimme bereits mit positiven Aktivitäten verbunden.

Tipp 4: Lockruf etablieren

Schrecken die Vögel nicht mehr vor dir zurück oder weichen aus, kannst du einen Lockruf trainieren. Ob du dafür einen Pfiff, „komm“, „hier“ oder „blabadiblubb“ verwendest ist vollkommen egal. Verbinde den Lockruf positiv, indem du jedes Mal benutzt, wenn du frisches Futter einbringst. Reagieren die Tiere darauf, wird es Zeit für die nächste Stufe.

Tipp 5: Aus der Hand füttern

Jetzt kannst du einen Schritt weitergehen. Wenn du das nächste Mal Futter einbringst, entferne Schale oder Spender und leg dir eine kleine Menge Körner auf die Hand. Halte die offene Hand ruhig und locker in den Käfig, so, dass die Vögel das Futter sehen können.

Sei nicht enttäuscht, wenn der erste Versuch nicht erfolgreich ist. Versuche es einfach weiterhin bei jeder Fütterung, bevor du das frische Futter wieder in den Käfig hängst.

Tipp 6: Besondere Leckerli anbieten

Falls das gewöhnliche und gewohnte Futter nicht funktioniert, kannst du auch mit besonderen Leckereien locken. Möglich sind beispielsweise:

  • Rispenhirse
  • Knabberstangen
  • Apfel
  • Feigen
  • Erdbeeren
  • Fenchel
  • Karotten
  • Salat
  • Kürbis
  • Vogelmiere

Für viele Wellensittiche ist die Verlockung so groß, dass sie beim ersten Mal gar nicht bemerken, auf deiner Hand zu sitzen.

Tipp 7: Auf die Schulter locken

Deine Wellensittiche hüpfen oder fliegen auf deine Hand? Herzlichen Glückwunsch! Wiederum mit Futter oder ganz besonders köstlichen Snacks kannst du sie nun zentimeterweise von der Hand auf deine Schulter locken.

Tipp 8: Vorsichtige Berührungen

Wenn das alles funktioniert und die Tiere dir gegenüber gar keine Scheu mehr zeigen, kannst du sie vorsichtig berühren.

Langsames Nähern und leichtes Anfassen mit einem Finger reicht vollkommen aus. Das ist nicht nur niedlich, sondern kann auch für Kontrollen bei dem Verdacht auf Krankheiten oder einen Befall mit Parasiten ausgesprochen sinnvoll sein.

Tipp 9: Nie mit bloßer Hand fangen

Damit deine Hände wirklich nur positiv belegt sind, solltest du die Vögel nie mit bloßen Händen fangen. Trage Handschuhe oder verwende ein Geschirrtuch. Alternativ kannst du die Tiere auch daran gewöhnen, freiwillig eine Transportbox zu nutzen.

Locke sie dafür wiederum mit Futter hinein.

Tipp 10: Tricks beibringen

Den Wellensittichen kleine und einfache Tricks beizubringen, macht nicht nur Spaß, es sorgt auch für eine bessere Bindung zwischen dir und deinem Tier. Zudem lastet es die Vögel geistig aus.

Je mehr du dich mit den Tieren beschäftigst, desto zutraulicher und anhänglicher werden sie auch. Wendest du hingegen nur wenige Minuten pro Woche auf, wird dieser Fall nicht eintreten.

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