Kann man Minischweine alleine lassen?

Ursprünglich zu Forschungszwecken gezüchtet, werden Minischweine seit der Jahrtausendwende auch als Haustiere gehalten.

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Dann informiere Dich im Vorfeld bitte ausführlich über Fütterungszeiten, Platz- und Pflegebedarf. Und vor allem darüber mit wem Du die kleinen Paarhufer nicht alleine lassen darfst.

Schwein muss man haben

Mit Ausnahme der Größe unterscheiden sich die Minischweine nämlich nicht von ihren Artgenossen. Das heißt, dass sie sich in familiären Sozialverbänden (Rotten) einer sehr stringenten Rangordnung unterwerfen, die ausschließlich durch Körperkraft definiert wird. Schweine sind wehrhafte Tiere, die ihr Territorium und vor allem ihren Nachwuchs mit aller Vehemenz verteidigen.


Die Miniexemplare können im ausgewachsenen Stadium ein Lebendgewicht von 100 kg erreichen. Unterschätze ihre Kampfkraft also nicht. Mit anderen Weidetieren (Pferden, Kühen, Schafen) kommen sie prima zurecht. Hunde und Katzen müssen aber sehr vorsichtig und behutsam ins Sozialgefüge integriert werden. Am besten funktioniert es, wenn Du die verschiedenen Spezies miteinander aufwachsen lässt.


Minischweine dürfen nicht alleine gehalten werden. Feste Gruppen mit 2 – 6 Exemplaren sind empfehlenswert. Die schrittweise Vergesellschaftung ist sehr mühselig, sodass Du am besten Geschwister hälst. Bei Minischweinen handelt es sich nicht um klassische Haustiere. Daher musst Du für jedes Rottenmitglied 6 m² Stall- und 50 m² Auslauffläche einplanen.


Obwohl sie wie lebendige Kuscheltiere aussehen, sind die Schweine für Kinder nicht ungefährlich: Derart winzige Menschen kann man in der Hackordnung sicher überholen, wenn man sie in einem unachtsamen Moment attackiert. Für Kleinkinder kann so ein Angriff tödlich enden! Lass Deinen Nachwuchs also niemals allein ins Gehege gehen.

Wir haben immer Hunger

Die Schweine können sich sehr gut miteinander beschäftigen und müssen demnach nicht ständig beaufsichtigt werden. Natürlich ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Du ihnen ein artgerechtes Zuhause eingerichtet hast: Die Stallungen müssen lichtdurchlässig und luftig gestaltet sein.

Die Liege- und Futterstellen sind vom Harn/Kotabsatzbereich abzugrenzen.
Der Auslauf ist doppelt zu umzäunen, um den Kontakt mit Wildschweinen (Seuchengefahr) zu vermeiden. Der abwechslungsreiche Naturboden zum Wühlen muss schattenspendende Bepflanzung, einen Bereich zum Suhlen und im Idealfall fließende Gewässer miteinschließen.

An Regentagen halten sich die Minikeiler gerne im überdachten Stall auf. Besorge ihnen daher Spielzeuge zur Beschäftigung. Schweine sind prinzipiell große Freunde von Bällen.
Die Tiere sind Allesfresser, nehmen jedoch überwiegend pflanzliche Nahrung zu sich. In der Natur verbringen sie 8 Stunden des Tages mit zumeist mäßig erfolgreicher Futtersuche. Schweine entwickeln daher kein Sättigungsgefühl und werden Dich ständig um Futter anbetteln. Das Risiko der Überfütterung umgehst Du, indem Du sie morgens und abends zu festen Zeiten versorgst.

Der Zugang zu frischem Trinkwasser in einwandfreier (!) Qualität ist zu jedem Zeitpunkt des Tages zu gewährleisten. Deine Lieblinge benötigen jeden Tag etwa 10 % ihres Körpergewichts, um ihren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Tragende Säue und Eber haben einen höheren Bedarf.

Es ist kein Weltuntergang, wenn Du mit der Fütterung einmal etwas später dran bist. Dir muss jedoch bewusst sein, dass der Wandertrieb der Rotte einsetzt, wenn sie 24 Stunden lang keine Nahrung hatte. So wird sie versuchen, sich unter der Umzäunung durchzugraben. Wenn das misslingt, setzt nach etwa einer Woche Kannibalismus ein.

Behalte die klimatischen Bedingungen im Auge

Schweine verfügen über eine wärmespendende Speckschicht unter der Haut und haben keine Schweißdrüsen. Ihre Fähigkeit zur Temperaturregulation ist damit stark eingeschränkt. Die Wohlfühltemperatur liegt bei 15 °C, weshalb sich die Rotte im Winter darüber freut, wenn sie sich gelegentlich in Deinem Haus aufwärmen kann.

Über den Geruch musst Du Dir keine großen Sorgen machen, weil Schweine entgegen der landläufigen Annahme sehr hygienische Tiere sind.

Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase werden sie sogar stubenrein. Im Sommer musst Du dafür sorgen, dass sie im Gehege jederzeit Schlammlöcher zum Suhlen vorfinden. Biete ihnen Schattenplätze und regelmäßige Duschen an. Die Haut der Minischweine ist weitgehend unpigmentiert, sodass sie schnell Sonnenbrand bekommen.

Die Interaktion zwischen Dir und Deinen Schweinen muss festen Regeln folgen. Wichtig ist, dass Du Deine Kommandos in möglichst tiefer Tonlage vorträgst. Die intelligenten Tiere haben eine schnelle Auffassungsgabe, sind aber fast ausschließlich über Futterbelohnungen zu motivieren. Wenn Sie Vertrauen zu Dir gefasst haben, lassen sie sich gerne am Rücken und hinter den Ohren kraulen.

Deine täglichen Routineaufgaben

Die Haltung von Schweinen verlangt Dir ein hohes Maß an Selbstdisziplin ab. So zählt die regelmäßige Kotkontrolle (Wurmbefall) zu Deinen Pflichten. Dann musst Du alle 6 Monate beim Tierarzt vorstellig werden, um das Klauenwachstum checken zu lassen. Es muss zudem einmal jährlich die obere Erdschicht des Auslaufbereichs ausgetauscht werden. Darüber hinaus hast Du natürlich noch die tägliche To-Do-Liste abzuarbeiten:

  • Reinigung der Futterstelle und Tränke. Entferne nicht aufgenommene Futterreste.
  • Kot- und Harnabsatzbereich im Außenbereich mit dem Wasserschlauch abspritzen.
  • Schlafnester mit sauberem Stroh oder Hobelspänen (kein Sägemehl) ausbessern.
  • Du musst Deinen Schweinen immer ausreichend Material zum Nestbau zur Verfügung stellen. Geeignet sind Blätter, Zweige, alte Handtücher und Decken sowie leere Jutebeutel (Futtersäcke).
  • Kontrolliere die Hautoberfläche bezüglich des Befalls mit Parasiten.

Neben den üblichen Infektionskrankheiten werden Deine Minischweine auch mit den Problemen des Alters konfrontiert werden. Dieser Aspekt wurde vom Veterinärwesen bislang kaum erforscht, da der Lebensweg von Nutztieren viel zu früh endet. Erste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Schweine ab 12 Jahren zu Arthrose neigen. Achte darauf, dass Du sie nicht überfütterst, um Stoffwechselstörungen sowie Herz-Kreislauf-Problemen vorzubeugen.

Rechtliche Grundlagen und Sachkundenachweis

Dem deutschen Tierschutzgesetz zufolge sind Minischweine keine Haustiere. Bevor Du sie anschaffst, musst Du daher die Nutztierhaltungserlaubnis beim örtlichen Veterinäramt einholen. Die Beamten werden vor allem die Umzäunung kontrollieren, um die Verbreitung der Schweinepest auszuschließen. Sie werden zudem auf der dauerhaften Kennzeichnung (per Ohrenmarke oder Mikrochip) der Tiere bestehen und Dir erklären, wie das Bestandsregister zu führen ist.

Wenn alles in Ordnung ist, darfst Du den Sachkundenachweis nach § 11 des Tierschutzgesetzes bei der Tierärztekammer beantragen. Die Bearbeitung kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Dafür ist der Nachweis lebenslang gültig. Du musst mindestens 16 Jahre alt sein, um zur Prüfung zugelassen zu werden, die aus Multiple-Choice-Fragen besteht.

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